DooWop-Mädla: Draußen & drinnen!
Bericht von Jutta Killmann
Die Party anlässlich des 20. Geburtstages des Bürgerhauses Weiler fand zunächst draußen statt. Und so wurde dessen wunderbarer Garten zum Zuschauerraum, seine Terrasse zur Open-Air-Bühne für die DooWopMädla, ein Quartett aus den erfolgreichen Comedy-Künstlerinnen Annette Heiter, Gesa Schulze-Kahleys, Babs Steinbock und Susanne Härle. DooWopMädla? Der Name ist Programm: Haben sich doch die „Mädla“ einer Musikrichtung namens DooWop verschrieben, die in Amerika in den 50-er und 60-er Jahren auf der Basis der Harmonik und Rhythmik von Rock ’n‘ Roll und Blues-Balladen entstanden ist. Die Songs der damaligen Zeit (z.B. Mr. Sandman 1954), Lollipop(1958) einfach nur zu covern wäre den kreativen Mädla aber zu billig! Stattdessen füllen sie die Welthits mit schwäbischen Inhalten. Denn das Schwäbische liege ihnen so sehr am Herzen, weil „mr im Schwäbischa wiaschte Sache schee ausdrücka“ könne.
So richtig „wiascht“ wird’s aber net. Die Songtexte der Mädla drehen sich mit viel Wortwitz um Hoim ond Herd, um Männerfang und um die eigene Taillengröße. Hausbacken? A bissle! Aber nicht nur! So begreift man die tragische Fallhöhe der Figurprobleme vieler erst richtig, wenn aus dem Textelement „And all I ever do“ des sehr sentimentalen Songs „Only you“ von Magic Artists auf Schwäbisch „Egal was i au tu, i nemm zu!“ wird! Das geht wirklich zu Herzen!
Ein Höhepunkt des musikalischen Programms: Der Youtube-Hit des Quartetts „Kartoffelsalat“. Aus dem rauen irischen Walfang- Shanty „Wellermann“ von Nathan Evans wird auf Schwäbisch ein Rezept dafür, wie man Männer erobern kann, nämlich mit gutem Essen, z.B. mit: siehe oben!
Humorvoll und selbstironisch verknüpften die wechselnden Moderatorinnen auch die anderen Songs durch heitere Alltagsgschichtla aus der schwäbischen Provinz. Damit trafen sie zu 100 % den Geschmack der Zuschauer/-innen, die sich heimelig in diese vertraute Gedankenwelt und die wohlig weiche klangliche Atmosphäre einkuschelten. Von mitwisserischem Schmunzeln bis hin zu zustimmendem Jubel waren alle Formen des Beifalls reichlich vertreten. Besonders intensiv wurde der Dialog zwischen den Künstlerinnen und dem Publikum durch die Prämierung des gemeinsamen schwäbischen Lieblingswortes. Durch Trampeln, Schreien und Pfeifen fiel schließlich die Wahl auf den Vorschlag von Volker Beiswanger: Hälenga!
Ja, und sogar ein echter Oskargewinner wurde dem staunenden Publikum präsentiert: Markus Vetter, der 2023 als Tonmeister an der Produktion des Dokumentarfilmes Nawalny beteiligt war. Herzliche Gratulation!
Auch die Mädla fühlten sich – Vorsicht Ironie – als Stars, weil sie als Erste auf der Open-Air-Bühne in Weiler auftreten durften. Allerdings war die Freude von kurzer Dauer, weil die Veranstaltung während der Pause wetterbedingt hektisch in den Saal verlegt werden musste. Aber der Wechsel und das Verhältnis von innen und außen passte ganz gut ins Programm. Als „gestandene Frauen“, so sagen sie, hätten sie den „Wechsel vom Vollweib zur Göttin“ vollzogen. Wo aber bleibt dann das Mädle? Und warum soll eigentlich nicht alles gleichzeitig möglich sein: Mädle, gestandene Frau – und Göttin? Oder innen Mädle und außen Vollweib und Göttin? Oder umgekehrt? Oder ganz anders?
Die „Mädla“ haben in ihrer Vorstellung in stilgerechten Kostümen jedenfalls mit Charme, Temperament und großer Ausstrahlung ein paar klassische Facetten des Frauseins mehr als abgedeckt. Und das Alter? Phh!
So wurde ihr Programm „Kartoffelsalat-Tour“ auch in Weiler zu einem Erfolg. Als Organisatoren trugen dazu die KULTURWERKSTATT Ebersbach und der Förderverein Bürgerhaus Weiler bei, der das Programm mit schwäbischen Spezialitäten abrundete.