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Serhij Zhadan: Poesie zwischen zwei Welten
3. Dezember 2023
Lyrik-Bühne würdigt ukrainischen Friedenspreisträger
Der Schriftsteller, Musiker und Poet Serhij Zhadan (geboren 1974) aus Charkiv (Ostukraine) bekam 2022 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels zugesprochen. In der Urkunde heißt es: „Nachdenklich und zuhörend, in poetischem und radikalem Ton erkundet Serhij Zhadan, wie die Menschen in der Ukraine trotz aller Gewalt versuchen, ein unabhängiges, von Frieden und Freiheit bestimmtes Leben zu führen.“ »Ein Jahr nach Beginn des russischen Überfalls und Vernichtungskrieges bleibt Zhadans Mahnruf aktuell: ›Leider lässt sich mit Dichtung kein Krieg gewinnen, aber Dichter können Zeugnis überKrieg ablegen.‹ Zhadans Gedichte legen davon Zeugnis ab. Sie zeugen von dem unversöhnlichen Widerspruch zwischen Krieg und Frieden, von notwendigem Selbstbehauptungskampf und Friedenssehnsucht. Der gegenwärtige Kämpfer, Sanitäter und literarisch-musikalische Widerstandkämpfer, Serhij Zhadan, hat für seinen Ermutigungskampf eine eigene poetische Sprache gefunden, die beide Welten, die gelebte Sehnsuchtswelt und die authentisch erlebte Kriegstragik, glaubwürdig vermitteln und dokumentieren.«, betont Literaturprofessor Harald Vogel, der Zhadan selbst erlebt hat und die Lyrik-Matinee gestaltet.
Der nach dem Studium der Fächer Germanistik und Ukrainistik promovierte Literaturwissenschaftler Zhadan mobilisiert auch mit seiner Band als Sänger den ukrainischen Ermutigungswillen und Widerstandskampf. Seine Gegenwartsgedichte erschüttern auch uns als einen fremden Zeitgenossen, schärfen unser Bewusstsein, helfen uns in der Katastrophe Stellung zu beziehen und machen Mut zur Solidarität.
Prof. Vogel war mehrmals als Gastdozent in der Ukraine u. a. in Czernowitz und hat aktuell ein materialreiches Buch über die beiden jüdischen von der Shoah betroffenen Dichter deutscher Sprache aus Czernowitz Rose Ausländer und Paul Celan veröffentlicht. Vogel findet in dem Bemühen Zhadans um eine poetische Gedächtnissprache erstaunliche Korrespondenzen zu dem lyrischen Dialog der beiden jüdischen Dichter aus Czernowitz. Die Zhadan-Matinee wird musikalisch begleitet von Johannes Weigle und Cecilia Castillo am Cello.
„WÖRTER, DIE DAS ATMEN LEICHTER MACHEN“Über den aktuellen Gedichteband „Antenne“ schreibt Volker Weidermann in Spiegel Kultur: „Serhij Zhadan ist ein genialer Dichter. Jedes seiner Bücher öffnet neue Türen weit in eine zuvor unbekannte Welt. Aufgewachsen in der Vielvölkerstadt Charkiw, der zweitgrößten Stadt der Ukraine, ist er der große Dichter des Völker verbindenden Europas, Sänger seines Heimatlandes und der Flüchtlingsstadt Berlin, die er oft besucht hat. Er schreibt vom verlorenen Posten am Rande des Kontinents, schreibt Romane, Reportagen, Essays und vor allem Gedichte.Ich habe lange nicht mehr so etwas Schönes, Zartes und Trauriges gelesen. Zhadan kann in Windeseile Tempo, Temperatur, Temperament seiner Gedichte wechseln. Von Melancholie zu Furor zu Euphorie sind es oft nur ein, zwei Zeilen…
Zhadan schreibt: „Wir haben nur die Pflicht – das Wichtigste zu teilen: unsere Stimme, unsere Empfindsamkeit.“ Und fügt hinzu: „Mag der nächste Frühling kommen. Mag uns der Optimismus peinlich sein. Mögen die Stängel des Schilfrohrs wie Antennen das Wichtigste aus der Luft filtern – Rhythmus und Vergebung.“
Lest Zhadans „Antenne“! Und aus der Luft um euch herum wird vor allem Begeisterung herausgefiltert werden. Sie wird das Atmen leichter, viel leichter machen.“ [Zum ganzen Bericht.]
Wir präsentieren die Matinée am Sonntag, 3. Dezember 2023 im Konzertsaal der Musikschule Ebersbach/Fils, Fritz-Kauffmann-Straße 1.
Kartenvorverkauf ab 4. November 2023 im Ebersbacher Tintenfässle. Kartenbestellung per E-Mail: kulturwerkstatt@ymail.com, bitte gewünschte Kartenanzahl und Postadresse angeben.
Vorverkauf: Euro 15.-, Matinée-Kasse Euro 17.-, Schüler und Studenten erhalten eine Ermäßigung von 7 Euro (€8/€10.-).